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Herzinfarkt bei Frauen – Mehr als nur ein Schmerz in der Brust

Autor*innen:
Carlotta Filius, Werkstudentin der Unternehmenskommunikation
Univ.-Prof. Dr. med. Christoph Stellbrink, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin - Klinikum Bielefeld
Madan Raj Poudel, Oberarzt der Universitätsklinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin
Warum Symptome oft übersehen werden und schnelle Hilfe Leben retten kann
Ein Herzinfarkt – das ist doch vor allem ein Männerproblem? Diese Annahme ist leider weit verbreitet und zugleich gefährlich. Denn obwohl Männer insgesamt häufiger und früher einen Herzinfarkt erleiden, sind Frauen im höheren Alter besonders gefährdet – mit oft ganz anderen, weniger typischen Symptomen. Genau das führt dazu, dass Herzinfarkte bei Frauen häufig zu spät erkannt und behandelt werden. Das kann tödlich enden. Dabei zählt im Notfall jede Minute.
Herzinfarkt: Was passiert im Körper?
Ein Herzinfarkt (medizinisch: Myokardinfarkt) entsteht, wenn ein Blutgefäß, das den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgt, plötzlich verstopft – meist durch ein Blutgerinnsel infolge einer Verkalkung (Atherosklerose). Ohne Sauerstoff stirbt das betroffene Herzgewebe ab. Wird nicht schnell behandelt, kann das Herz dauerhaft geschädigt werden oder ganz aufhören zu schlagen.
Typische Symptome – bei Männern und Frauen unterschiedlich
Bei Männern ist das klassische Leitsymptom ein starker, anhaltender Schmerz in der Brust, oft mit Ausstrahlung in den linken Arm. Frauen hingegen zeigen häufiger sogenannte atypische Symptome, die nicht sofort mit einem Herzinfarkt in Verbindung gebracht werden.
Typische Symptome bei Frauen:
- Druck oder Engegefühl in der Brust (nicht immer schmerzhaft)
- Kurzatmigkeit, auch ohne körperliche Anstrengung
- Übelkeit oder Erbrechen
- Schmerzen im Oberbauch, Rücken, Kiefer oder Nacken
- Erschöpfung, Schwächegefühl
- Kalter Schweiß
- Schwindel oder Benommenheit
Diese Beschwerden werden häufig als „Stress“, „Verdauungsprobleme“ oder „Wechseljahrbeschwerden“ fehlgedeutet – auch von medizinischem Personal. Gerade ältere Frauen neigen dazu, Warnsignale zu ignorieren oder herunterzuspielen.
Warum das Risiko im Alter steigt
Mit steigendem Alter nimmt bei Frauen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich zu. Der Schutz durch das Hormon Östrogen, das in jungen Jahren das Herz schützt, nimmt nach den Wechseljahren ab. Hinzu kommen weitere Risikofaktoren:
- Bluthochdruck
- Diabetes mellitus
- Rauchen
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Psychosozialer Stress
Diese Risikofaktoren wirken sich bei Frauen oft stärker aus als bei Männern. Studien zeigen z. B., dass Diabetes das Herzinfarktrisiko bei Frauen doppelt so stark erhöht wie bei Männern.
Schnelles Handeln rettet Leben
Ob typisch oder nicht – bei Verdacht auf einen Herzinfarkt gilt: sofort den Notruf 112 wählen! Je schneller die Durchblutung des Herzens wiederhergestellt wird, desto besser sind die Überlebenschancen und die langfristige Herzfunktion. Das Zeitfenster für wirksame Behandlung – etwa mit einem Herzkatheter – ist eng. Die Kardiologen sprechen auch von der „goldenen ersten Stunde“, in der die meisten Leben beim Infarkt gerettet werden können.
Auch wenn die Beschwerden „nur“ untypisch sind, sollte man nicht zögern, medizinische Hilfe zu holen. Jede Minute zählt. Lieber einmal zu oft als zu spät.
Medizinische Hilfe vor Ort auf höchstem Niveau: Was passiert im Notfall?
Nach dem Notruf kommt der Rettungsdienst mit Notarzt. Noch vor Ort können Herzstromkurven (EKG) geschrieben, lebensrettende Medikamente gegeben und bei Bedarf Reanimationsmaßnahmen eingeleitet werden. In spezialisierten Kliniken wie derUniversitätsklinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin am Klinikum Bielefeld ist eine Herzkatheter-Untersuchung rund um die Uhr 24/7 verfügbar. In den sogenannten Herzkatheterzentren wird das verschlossene Gefäß per Ballon oder Stent wieder rasch eröffnet. Wir bietet Patientinnen und Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine moderne, umfassende Betreuung – von der Diagnostik über minimalinvasive Eingriffe bis hin zur intensivmedizinischen Versorgung. Ein erfahrenes Team aus Kardiologinnen und Kardiologen arbeitet mit modernster Technik und aktuellen Therapieverfahren – mit dem Ziel, den Patientinnen und Patienten nicht nur schnell zu helfen, sondern sie auch nachhaltig zu begleiten.
Frauen profitieren genauso wie Männer von diesen modernen Verfahren – wenn sie rechtzeitig kommen. Deshalb ist Aufklärung über die oft andersartigen Symptome bei Frauen so wichtig.
Fazit: Wissen kann Leben retten
Herzinfarkte bei Frauen werden zu oft übersehen, weil sie sich anders äußern. Wer die Warnzeichen kennt und schnell handelt, kann Leben retten – das eigene oder das einer anderen Frau. Gerade im Alter sollte man Beschwerden ernst nehmen und nicht auf eigene Faust „abwarten“.
Sprechen Sie uns über Ihr persönliches Risiko und wie Sie Herzkrankheiten vorbeugen können. Denn Herzgesundheit geht uns alle an – Frauen wie Männer.
Unterstützung durch Selbsthilfe
Nach einem Herzinfarkt ist der Austausch mit anderen Betroffenen oft hilfreich. Die Selbsthilfegruppe "Herzpatienten im Gespräch" am Klinikum Bielefeld bietet Betroffenen und Angehörigen die Möglichkeit, Erfahrungen zu teilen und sich gegenseitig zu unterstützen. Weitere Informationen zur Teilnahme und zu den Treffen finden Sie unter: www.klinikumbielefeld.de/herzpatienten-im-gespraech.html